Nach unserer Hochzeit haben Jesse und ich uns dafür entschieden, unseren Mini-Honeymoon in England zu verbringen. Warum Mini-Honeymoon? Dazu komme ich gleich noch. Zuerst möchte ich euch erzählen, wie und warum wir uns für eine Zugreise nach England entschieden haben.

Jesse und ich möchten generell weniger fliegen. Es ist tatsächlich gar nicht so einfach für uns, ganz auf Flugreisen zu verzichten. Zum einen ist das Fernweh sehr stark bei uns verankert und zum anderen haben wir einfach gefühlt überall auf der Welt Familie, die wir regelmäßig besuchen möchten.

Ich weiß zwar schon länger von den ökologischen Problemen, die Flugreisen mit sich bringen, aber erst vor Kurzem ist es mir richtig klar geworden, wie schlimm die Auswirkungen sind. Ein Flug von Berlin nach Bangkok zum Beispiel stößt pro Person und für nur eine Strecke 2,5 Tonnen CO2 aus. Zum Vergleich: Experten raten zu einem CO2 Budget von 2 Tonnen pro Jahr pro Kopf.

Innerhalb Europas schaffen wir es aber bereits ziemlich gut, nicht mehr zu fliegen, sondern alternative Routen zu recherchieren. Auch für England war es uns wichtig, zumindest auf der Hinfahrt die Anreise mit dem Zug auszuprobieren.

Recherchiert habe ich die Strecken via deutschebahn.de und Seat61. Letztere Seite ist sowieso meine Lieblingsseite wenn es um Zugreisen geht. Dort findet ihr wirklich fast alle Strecken weltweit sowie detaillierte Infos, welche Verbindung die beste ist und wo ihr diese buchen könnt.

Ab Köln braucht man tatsächlich nur knapp unter 5 Stunden nach London. Das schlägt kein Flugzeug, gerade weil die Fahrt zum und vom Flughafen recht lange dauert und man auch Warte- und Check-in-Zeiten beim Fliegen mit einberechnen muss.

CO2-Emissionen-Vergleich (eine Strecke):

  • Flug Berlin-London: 152,2kg CO2
  • Bahnfahrt Berlin-London: 29,7kg CO2 via ecopassenger

 

Beste Verbindung: Von Berlin über Köln und Brüssel unter oder um die 10 Stunden. Eine andere Option ist noch die Harwick-Hoeck Fähre, mehr Infos dazu hier.

Preis: 75-150 Euro für eine Strecke (je nachdem welche Bahncard man besitzt, Alter und Datum spielen natürlich auch eine Rolle) – Im Voraus buchen lohnt sich! Wenn ihr keine günstigen Tickets auf bahn.de findet, dann vergleicht die Tickets über bahn.de von Berlin nach Brüssel und dann separat auf eurostar.com von Brüssel nach London. Ihr braucht mindestens 30 Minuten für die Security / Check-in in Brüssel. Anscheinend gibt es auch einen Sparpreis-Trick mit der tschechischen Bahnticket-Seite, mehr dazu hier.

Unsere Erfahrung:

Wir haben die Strecke tatsächlich mit einem Stop-Over in Köln geplant. So konnten wir abends nach Jesses Arbeit losfahren und später dann noch Freunde in Köln treffen. Übernachtet haben wir dann in der Nähe vom Bahnhof, für circa 80 Euro die Nacht. Natürlich könnt ihr aber auch die Strecke an einem Stück fahren, das ist locker möglich!

Am nächsten Morgen ging es dann um 9 Uhr ab Köln Hauptbahnhof Richtung Brüssel. In Brüssel hatten wir dann eine Stunde Umsteigezeit, da man hier ähnlich wie beim Flughafen durch eine Security geht. Die Sicherheitsregeln sind auch vergleichbar, nur dass man z.B. Flüssigkeiten mitbringen darf. Mehr Infos dazu findet ihr hier. Der Security-Check ging aber sehr schnell und war sehr angenehm. Kein Stress und keine langen Anstehzeiten. Hier findet auch direkt die Pass-Kontrolle statt, so dass man in London nur noch aussteigen muss.

In der Wartehalle haben wir dann noch 30 Minuten Zeit tot geschlagen, bis wir zum Gleis und in den Zug einsteigen konnten. Ab da ging es mega schnell weiter nach London und um 14 Uhr Ortszeit waren wir schon mitten im Herzen Londons an der Station St Pancras. Das ist wirklich der riesen Vorteil, dass man mitten in der City ankommt und nicht noch einmal eine Stunde mit dem Flughafentransfer in die Stadt fahren muss.

Für innerhalb Englands haben wir uns ein Auto gemietet, da wir die ersten fünf Tage mit der Familie unterwegs waren und wir danach ein bisschen Komfort-Honeymoon-Zeit genießen wollten (deshalb “Mini” Flitterwochen weil wir nicht ganz zwei Wochen hatten). Ansonsten kann ich auch das Zug- und Busnetz Englands empfehlen. Aber wie gesagt, für die Flitterwochen wollten wir uns etwas Luxus gönnen, auch wenn das nicht der nachhaltigste Transport ist (aber merke, zu Beginn waren wir 5 Leute in einem Auto!).


Vergleich Flug & Zug:

Wie schon vor der Reise angekündigt, haben wir damit geplant zurück zu fliegen, da wir nicht wussten, ob wir nach zwei Wochen reisen wieder eine lange Zugfahrt zurück auf uns nehmen wollten. Im Nachhinein kann ich sagen: Ich wäre lieber mit dem Zug zurück gefahren. Mit etwas Zeitplanänderung und einer besseren Organisation am letzten Tag hätten wir mit dem Zug nicht viel länger gebraucht, wären aber viel komfortabler gefahren.

Wir waren nämlich mega früh am Flughafen, weil wir das Auto noch abgeben mussten, haben extra Puffer eingerechnet, mussten durch den Check-in und durch die Security, haben dann ewig am Gate gewartet, das Boarding war mega chaotisch (von wegen Familien und Ältere zuerst…) und in Berlin kam unser Gepäck dann über eine Stunde zu spät an. Insgesamt hat die Rückreise also 8-9 Stunden gedauert, obwohl der Flug nur 1,5 Stunden lang ist! Ich habe also nicht nur ein schlechtes Gewissen, dass wir geflogen sind, sondern bin auch noch von dem Erlebnis genervt. Ich weiß also, was ich nächstes Mal machen werde und was ich empfehlen kann.

Für alle die von der Ecke Köln aus anreisen: Bitte überlegt euch wirklich die Option mit dem Zug! Von Köln aus starten gefühlt pro Tag viermal mehr Flieger nach London als ich Zugverbindungen finden konnte. Die Preise sind aber, bei rechtzeitiger Buchung, auf jeden Fall mit dem Preis eines Flugtickets (keine Dumping-Airline) vergleichbar. Und zeitlich spart ihr sogar einiges ein, da ihr nicht lange zwischen Innenstadt und Flughafen hin und herpendeln müsst. Und Zugfahren macht die Anreise bereits zum Erlebnis!

Seid ihr schon einmal mit dem Zug von Berlin nach London gereist? Reist ihr generell viel mit dem Zug?

Hier noch ein paar schnelle Impressionen aus London von unserem Trip 2017 und von 2019 (wäret ihr an einem ganzen London Foto Diary interessiert?):

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6 Kommentare
  1. Seit meine Familie nach Koeln gezogen ist, besuche ich sie eigentlich fast zu 90% via Zug von London aus. Kein Stress morgens früh am Flughafen sein zu müssen, weniger Umweltauswirkungen, und die Moeglichkeit auf dem Rueckweg Deutsches Bier mitnehmen zu können, perfekt! Wobei jeder mich verdutzt anguckt, wenn ich Ihnen davon erzâhle. Zug ist auch einfach viel bequemer und ich bezahle auch gern ein paar Euro mehr dafür.

  2. Ich bin tatsächlich dieses Jahr auch mit dem Zug nach London und zurück gefahren. Von Hamburg aus sind das auch so ungefähr 10 Stunden. Ich war mit einer Freundin in London, die geflogen ist. Bei dem Hinflug hatte sie einen halben Tag mehr von London aber bei dem Rückflug ging es ihr ähnlich wie dir. Ich würde mich aber auf jeden Fall immer wieder für den Zug entscheiden. Man kann die Zeit im Zug ja auch nutzen (Serie schauen, lesen, entspannen, Reisetagebuch schreiben, schlafen…) und ich finde es schon recht bequem. Wenn man so 5-6 Monate im Vorraus bucht dann kostet eine Fahrt glaube ich 65€, da gibt es so ein Sparpreis-Angebot. Ich finde das tatal in Ordnung, man muss eben auch bedenken, dass man, wenn man z.B. vom Flughafen Stansed bucht, noch so 10-20€ für den Bus/Zug in die Londoner Innenstadt zahlt.

    1. ja das ist das Ding: man muss im Voraus buchen, dann klappt das sehr gut, zeitlich und preislich. Wir wollten nur letztens spontan nach London und das hätte 300 Euro One Way gekostet! Das finde ich so krass, dass man sich Zugreisen nur mit langer Vorausplanung etc. leisten kann…Aber ja, sonst bin ich voll fürs Zugfahren, war weitaus entspannter!

  3. Super, danke für diese tollen Tipps!
    Ich habe schon seit geraumer Zeit vor, nach London mit dem Zug zu fahren und habe auch schon bei Preis-und Zeitvergleichen festgestellt, dass es sich absolut lohnt. Vor allem: kein schlechtes Gewissen und wieder mal das Gefühl eines Abenteuers. Etwas sehen vom Zug aus.